Wir hielten uns Ende Juli dienstlich 2018 knapp 3 Tage in Nordungarn auf. Natürlich kann man in dieser kurzen Zeit keine umfassende Aussage zum Leben in diesem Land machen. Jeder hat aber auch eine andere Vorstellung vom Leben und bewertet bestimmte Situationen mit einem anderen Maßstab. Wer sich intensiver für das Land und das Leben in Ungarn interessiert, sollte sich daher auch selbst Vorort ausreichend informieren.
Wir hatten uns im Winter 2015 sehr intensiv im Internet über Ungarn informiert und dieses als mögliches Auswandlerland ausgewählt. Zielgebiet sollte die Gegend um Pece sein. Wichtige Aspekte für die Auswahl waren, es wohnen in dieser Gegend relativ viele Deutsche, ein ausgeglicheneres Klima als in Deutschland und kurze Winter. Wir legen viel Wert auf frisches sonnengereiftes Obst und Gemüse und gingen davon aus, dass es in Ungarn davon reichlich viel geben wird. In diesem Gebiet um Pece gibt es auch mehrere Altersheime. Das wäre eine gute Alternative für meine Mutter gewesen. Nach der Beschreibung soll eine gute Betreuung angeboten werden.
Das durchschnittliche Preisniveau für den Lebensunterhalt einschließlich der Wohnkosten sollte nach der Beschreibung vor 3 Jahren etwa bei 80 % gegenüber Deutschland betragen. In der engeren Wahl kamen aber auch die Länder Albanien, Bulgarien und Tunesien.
Zwar hat Bulgarien ein sehr angenehmes Klima am Schwarzen Meer und nur in wenigen Tag konnte ich eine spürbare Verbesserung meiner Erkrankung feststellen. (Ich war 2016 vollständig auf fremde Hilfe angewiesen, da ich meine Arme nicht mehr bewegen konnte. In diesem Zusammenhang habe ich auch die fachliche Inkompetenz der deutschen Ärzte erfahren.)
Aber die Mentalität der Bulgaren ist uns sehr fremd, sodass man dort nicht sehr glücklich wird. Es wird alles sehr schön geredet, aber die Praxis sieht ganz anders aus. Es ist ein sehr armes Land, die Häuser in vielen Dörfern sind nur noch zu circa 50 % bewohnt. Ich denke nicht, dass man in diesem Land eine ausreichende medizinische Betreuung bekommt, ausgenommen in Sofia.
Nordungarn ist nach unseren ersten Eindrücken ebenso ein sehr armes Land aber alle Häuser in den Dörfern (bis auf wenige Ausnahmen) sind in einem sauberen und ordentlichen Zustand. Was man in Bulgarien nicht sagen kann. Es gibt in Ungarn keine sehr arme "Hütten" aber auch keine prunkvollen Villen, wie vergleichsweise in Rumänien. Dort gibt es große Unterschiede auch in den Regionen.
Wir sind von Sighetu Marmatiei nach Satu Mare (Rumänien) über die Grenzkontrolle Petea nach Ungarn gefahren. Niemand hatte uns gesagt, das Rumänien nicht zum Schenkenraum gehört und so eine Grenzkontrolle erfolgt. Auf der Hin- und Rückfahrt mussten wir dort recht lange mit unserem Auto an der Passkontrolle warten, 1 Stunde nach Ungarn und auf der Rückfahrt nach Rumänien 2 Stunden. Dagegen gab es zwei Spuren für die EU, welche nach kurzem Stop durchgewunken wurden. Hier mussten wir stehen, da Nelia trotz unbeschränkten Aufenthaltstitel für Deutschland als Nicht-EU-Bürger zählt. Es wurden lediglich die Pässe kontrolliert und die Ein- bzw. Ausreise in den ukrainische Pass eingetragen.
Diese Strecke von Sighetu Marmatiei nach Satu Mare (Rumänien) führt durch eine sehr schöne bergige und bewaltete Landschaft. Wobei Satu Mare bereit im flachen Land in der nördlichen ungarischen Ebene liegt.
Wir wohnen selbst in den ukrainischen Bergen und unsere Fahrt führte durch die rumänischen Berge. Eine schöne abwechslungsreiche Landschaft. Das flache Land in Nordungarn mit nur wenig Wald gefällt uns nicht. Teilweise hatte ich den Eindruck, wir fahren durch die nicht bewaldeten Gebiete des Bundesland Brandenburg oder Sachsen. Wegen der Landschaft würde ich von Deutschland nicht nach Ungarn in die Gegend um Mateszalk und Nyiregyhaza wechseln.
Insgesamt macht auf uns Ungarn einen armen Eindruck. Der öffentliche Bereich, wie Gebäude, Straßen, Anlagen befinden sich in einem ordentlichen Zustand. Wie die Ungarn bei den Preisen zurechtkommen, dies dürfte nicht so einfach sein. Es gibt relativ wenig luxuriöse Autos und Villen. Wir haben aber auch keine richtige Armut gesehen. Richtige positive Aspekte für einen Umzug von Deutschland nach Ungarn können wir nicht erkennen.
Die Immobilien sind spürbar billiger als in Deutschland. Aber die Wohnkosten sind zu beachten, welche niedriger als in Deutschland aber auch nicht ganz billig sind. Die Lebenshaltungskosten hängen vom Lebensstil ab. Gegenwärtig hat sich der Wechselkurs weiter zugunsten des Euros verändert, sodass diese etwa zwischen 70 bis 80 % der Kosten von Deutschland betragen. Das Wetter im ungarischen Becken ist ausgeglichener als in Deutschland. Wenn man in einer sehr ungünstigen Wohngegend in Deutschland wohnt, ist es natürlich eine Überlegung wert, umzuziehen. Maria, eine ungarische Bekannte, welche wir in Tunesien kennengelernt haben, wohnt in Südungarn aber auch einige Wochen in Frankreich, hatte uns gesagt, dass es in Ungarn keine guten Ärzte gibt.
Positiv ist natürlich auch, wenn man selbst viel Gemüse und Obst im eigenen Garten anbaut, da es in Ungarn besser als in Deutschland reift und schmeckt. So kann man dem europäischen Einheitsfutter entgehen. Die Leitfähigkeit des Trinkwassers in Mateszalk ist nicht überwältigend gut, aber etwas besser als das Leitungswasser in Leipzig. Ein gutes strukturiertes Wasser eines Bergbaches wird es in Ungarn kaum geben. Wasser ist das wichtigste Lebensmittel und sollte daher nicht außer Acht gelassen werden. Ungarisch ist eine vollkommen andere Sprache. Man ist damit für eine lange Zeit auf fremde Hilfe bei Behördengängen und anderen wichtigen Angelegenheiten angewiesen.
Sehr zu empfehlen sind die vielen und wichtigen Informationen im Youtube-Kanal von ungarischefarm, 25 Jahre Erfahrungen aus dem Leben in Ungarn.
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